Kirche von Mogno

Städte-Denkmäler

Am 25. April 1986, morgens um 7.15 Uhr, geht in Mogno im Maggiatal eine Lawine nieder und zerstört die kleine Kirche des Johannes der Täufer aus dem 17. Jahrhundert. Es wird sofort ein Komitee zum Wiederaufbau der Kirche einberufen und Architekt Mario Botta der entsprechende Auftrag erteilt. Das Projekt und seine Realisierung werden von zahlreichen Polemiken begleitet. Trotzdem konnte Architekt Botta hier eines seiner wichtigsten Werke schaffen. Die Kirche die wir heute sehen ist eine Antwort „die den positiven Charakter des menschlichen Bemühens zum Wiederaufbau“ unterstreicht indem man der zerstörerischen Natur entgegentritt, wie Botta sagt.

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Die Besichtigung


Die Arbeiten begannen 1992 und dauerten 4 Jahre. Die neue Kirche steht auf dem selben Platz wie die alte und hat dieselbe Ausrichtung. Die Höhe (17 m) entspricht der des alten Glockenturms. Der Vorplatz ersetzt die Fläche des Friedhofs. Das Ossarium wurde exakt an der früheren Stelle wieder errichtet. Die beiden Glocken, die das Jahresdatum 1746 tragen, sind die einzigen Elemente die von der zerstörten Kirche gerettet werden konnten.

Das Bild der Ruine, in Erinnerung an die Schneemasse, die das antike Gebäude und Teil des Dorfes zerstörte, „wird vom klaren Schrägschnitt der Umfassungsmauern nachgestellt – wie Botta erklärt – was den Innenraum drückt und zwingt, sich himmelwärts in die Höhe durch das Glasdach aufzuschwingen. Der subtile Gegensatz zwischen der Leichtigkeit des Glasdaches – eine völlig ungewohnte Dachdeckung im Vergleich zur Schwere der traditionellen Steinplatten – verbildlicht den Willen zur dauerhaften Erhaltung des Bauwerks“.

Der Grundriss besteht aus einem in einer Ellipse eingefügten Rechteck, das auf Dachhöhe in einen perfekten Kreis eingeht. „Die geringfügigen Ausmasse – erklärt wieder der Architekt – wird durch die geometrische Synthese zwischen den Figuren des Rechtecks mit der Ellipse und dem Kreis ausgeglichen, mit einer Reihe von Wertsymbolen, darunter der Entwicklung aus der menschlichen Dimension, dargestellt im regulären Raum der Grundfläche und in der göttlichen Vollendung, dargestellt von der kreisförmigen Abdeckung“.
Die Dicke der Mauern misst an der Basis 2 m und verjüngt sich nach oben bis zu 50 cm. „Die Bautechnik – erklärt wiederum Botta – orientiert sich an der Tradition, mit der Verwendung der Steine zur Verschalung, aber mit der strukturellen Valenz, zur Trockenmauer zurückzugreifen, d.h. Blöcke ineinanderzufügen und die Zwischenräume mit Beton auszufüllen“. Die verwendeten Steine stammen aus dem Maggiatal; der Gneis, auch beola genannt, aus dem Steinbruch von Riveo, der Marmor hingegen aus dem Tagbau Cristallina im Pecciatal.

Liebhaber moderner Architektur können noch eine weitere sehr interessante Kirche von Architekt Botta auf der Alpe Foppa (Tamaro) besichtigen.

Wenn Sie mehr Zeit haben…

Rundgang: Das typische Dorf Brontallo


Zurück ins Tal, nach der Besichtigung der Kirche von Mario Botta in Mogno, lohnt sich ein kleiner Umweg nach Brontallo, das man am besten mit den Hinweisen eines Prospekts der Serie Sentieri di Pietra (die Steinwege) besucht. Das Prospekt, das kostenlos erhältlich ist beim Verkehrsverein in Avegno.

“Brontallo, auf 716 m.ü.M. gelegen, bietet eine Reihe von Entdeckungen mit einem ganz eigenen Zauber. Zunächst die Ställe die alle gleich aussehen, dem Tal zugekehrt und auf demselben Abhang gelegen. Dann die steilen, schier endlosen Terrassenhänge. Die senkrechten Felswände über dem Dorf. Der Dorfkern mit den alten, steingedeckten, ebenfalls am Hang gelegenen Gebäuden. Die kleine ebene Stelle, an der in den letzten Jahrzehnten einige neue Häuser errichtet wurden. Die das Dorf umgebenden Wiesen. Der auf einer kleinen Lichtung gelegene Friedhof und schliesslich das Tal, das sich zu den 300 m tiefer gelegenen Schluchten der Maggia absenkt.

Die auf den heutigen Besucher eine so starke Ausziehungskraft ausübenden Eigenheiten dieses Gebietes machten der Bevölkerung von Brontallo jedoch ohne Zweifel das Leben äusserst schwer. Männer, Frauen und Kinder mussten hier oben während Jahrhunderten hart arbeiten. Immer mit dem Tragkorb oder dem Traggestell auf den Schultern. Immer bergauf und bergab, vom Dorf auf den Maiensäss und die Alpweiden, von dem bereits1820 mit einer Fahrstrasse erschlossenen Tal zum Dorf, das erst 1955 eine Zufahrtsstrasse erhielt. Von der rechten Talseite auf die linke, auf der ebenfalls Maiensässe und Alpweiden lagen.

Es erstaunt daher nicht, dass Brontallo die Gemeinde des Maggiatals ist, in der die meisten Ställe und Häuser verkauft wurden. Der Verkauf begann bereits 1960, als die Landwirtschaft auf den Maiensässen in grossem Masse aufgegeben wurde. Käufer waren vor allem Deutschschweizer, welche die gekauften Objekte in Zweitwohnungen umwandelten".

(Aus "Sentieri di pietra – Brontallo… e le sue stalle")

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